top of page

Letzte Änderung : 21.4.2025

Die Jumbo Geschichte

Eine Zusammenfassung über das kurze Leben des Jumbo

 

1.6.1973 Die Steinmetz Automobiltechnik tritt beim 36-Stunden-Rennen am Nürburgring zum ersten Mal mit einem Commodore B an. Opel führte das neue Modell im Frühjahr 1972 ein.
Anfangs noch – für Steinmetz unüblich – in Weiß und mit Umbauten, ähnlich wie bereits am Vorgängermodell Commodore-A. Durch eine spezielle Kurbelwelle erreichte man 3,6 Liter Hubraum. Als Fahrer wurden Werner Christmann, Rudi Eberhardt und Klaus Miersch eingesetzt.

00_01_06_1972_36Std_Rennen_Nürburgring_005b.jpg

Das Debüt verlief für den neuen Commodore durchaus vielversprechend. Erwartungsgemäß hatte man natürlich auch mit Kinderkrankheiten des brandneuen Wagens zu kämpfen. So sprühte zum Beispiel Öl durch die gerissene Naht einer Ölleitung direkt auf die Bremse vorne links. Hinzu kam andauernder Regen. Ein Dreher mit anschließendem Abflug in die Leitplanke war somit nahezu unvermeidlich. Die daraus resultierenden Beschädigungen konnten notdürftig repariert werden. Vorne bekam der Commodore einen Scheinwerfer eines Ascona A verpasst, hinten ein LKW-Rücklicht.
​
In Führung liegend kam es kurz vor Rennende zu einer Kollision zwischen Christmann und einem NSU-Prinz. Das Rennen musste daraufhin aufgegeben werden. 
Es folgte nur noch ein weiteres Rennen in der DRM in Mainz-Finthen im Juli 1973.


Im Hintergrund veränderte sich das Motorsportumfeld rasant. Im Laufe des Jahres 1973 setzte sich Bernie Ecclestone bei der Internationalen Sportkommission für eine "Silhouette Car"- Serie ein – ein Konzept, das seit zwei Jahren diskutiert wurde, aber nun konkrete Formen annahm. Das Reglement war zwar noch in Diskussionen, aber die Eckpunkte waren klar: Der Motorblock musste aus dem Konzernregal stammen, die Karosserie von einem Serienwagen, aber darüber hinaus sollte es kaum Beschränkungen geben.


Klaus Steinmetz erkannte die Zeichen der Zeit und sah den Commodore B in der Gruppe 2 nach nur zwei Einsätzen als nicht konkurrenzfähig an (Ford und BMW hatten sehr viel mehr für die Homologation getan). Bereits 1972 hatte Klaus Steinmetz ein „Exposé Steinmetz Commodore V8“ an Opel geschrieben. Dort schlug er die Produktion einer Kleinserie von Commodore A GS/E Karosserien mit dem Motor des Diplomat V8 vor. Nun konnte er endlich diesen Traum verwirklichen. Er entschied sich, ein Fahrzeug zu entwickeln, das auf die neue Serie vorbereitet sein würde. In enger Zusammenarbeit mit Opel, die sich bereit erklärten, einen Teil der Entwicklungskosten zu tragen, vollzog Steinmetz im Sommer 1973 die radikale Transformation. 

Aus dem Commodore entstand der legendäre Jumbo. Den Spitznamen bekam der Wagen schon während des Umbaus, denn die Assoziation zum damals neuen größten Flugzeug, der Boeing 747, war aufgrund der riesigen „Flügel“ naheliegend. Angetrieben von einem 5,3- Liter-V8 Motor aus dem Diplomat, dessen Hubraum durch eine spezielle Kurbelwelle der amerikanischen Firma Hank the Crank auf 6 Liter geändert wurde, bestückt mit Mahle-Schmiedekolben, 4 x 48er Weber-Doppelvergaser (später ersetzt durch 52er von Morand) sowie eine auf 11,4:1 erhöhte Verdichtung und ein ZF 5-Gang Getriebe. Die Leistung wurde mit 510 PS bei 7100 U/min angegeben. 0 bis 100 km/h in 4,3 Sekunden. Für 1973 sehr beachtliche Werte, auch wenn sie vermutlich unter normalen Bedingungen kaum erreichbar waren. Das Drehmoment lag bei 56 mkg / 5600 U/min. Felgen der Dimension 12x15 vorne und 15x15 hinten. Auf jeder Seite von Hand gebogene 4-in-1-Krümmer aus 60mm Rohren, die in Sidepipes mündeten. Das Leergewicht lag laut ONS-Wagenpass bei nur etwa 1020 kg. Dies würde einem Leistungsgewicht von 2 kg/PS entsprechen. Die Türen und Hauben wurden aus Kunststoff hergestellt. Die Seitenscheiben aus Plexiglas. Bei der Realisierung des Wagens waren die ingenieure Hans Herrman für den Motor (der extra nach USA reiste, um Motor-Teile bei Lieferanten wie dem CanAm-Fahrer Lothar Motschenbacher einzukaufen) und Klaus Schuppener für das Fahrgestell verantwortlich.

Die Kotflügelverbreiterungen, der Frontflügel und die „OPEL COMMODORE“-Schriftzüge sowie die Farbwahl wurden  nicht von Steinmetz, sondern vom OPEL-Styling-Center entwickelt und hergestellt bzw. ausgewählt. Der große Frontspoiler wurde von den Steinmetz-Mechanikern aus Alublech mit einem Metallrahmen modelliert. Der Heckflügel wurde vom GFK-Spezialisten Willy Deppert aus Ramstein entwickelt und hergestellt. Willy Deppert war 25 Jahre der verantwortliche Leiter des Modellbaus bei Irmscher und gut befreundet mit Volker Steinmetz. 

Der V8 Motor wurde wohl, zumindest auf Anregung, von GM gewählt.

Auf Kundenwunsch sollte der Jumbo auch mit einem Fünfliter-Motor (Formel-5000) mit etwa 485 PS geliefert werden. Auch  eine Einspritzung soll möglich gewesen sein.  

Racer without a Class

Der Jumbo war das erste Auto auf dem Kontinent, das nach dem Gedanken der Silhouette-Cars entstand, passte aber vorläufig in keine offizielle Fahrzeuggruppe. In der Gruppe 5 durfte er nicht starten, weil dort der Hubraum auf 3 Liter limitiert war. Bei Tourenwagenrennen ebenfalls nicht, weil keine Stückzahl zur Homologation vorlag. Somit blieb zunächst nur die CanAm oder Interserie, wo es keine Einschränkungen gab.

Auch die britische Super Saloon Serie wurde als mögliches Einsatzgebiet in Betracht gezogen. Für dessen Reglement wären keine größeren Änderungen am Fahrzeug nötig gewesen. Es sind jedoch derzeit keine weiteren Bemühungen diesbezüglich bekannt.

Super Saloon Serie

Der erste öffentliche Auftritt des „Jumbo“ erfolgte Ende 1973 beim „Akademischen“ in Hockenheim mit der Startnummer 10. Erste Probefahrten, von Klaus Steinmetz höchstpersönlich durchgeführt, ergaben eine vielversprechende Zeit von 1,13 Min für den kleinen Kurs. Im Folgejahr trat das Fahrzeug erstmals offiziell in der Interserie, in Mainz-Finthen mit der #2, an. Er startete in der für 1974 neuen Super Stock-Klasse. Es folgten noch wenige Interserie-Auftritte.

Der Weg an die Spitze blieb steinig. Eine Schwachstelle des Jumbo war die Hinterachse und das Getriebe, die der Leistung des V8 nicht gewachsen waren. Vermutlich deshalb taucht ab etwa Mitte 74 ein Ölkühler am Heck auf. Ein weiteres Problem war der massive Hitzestau unter der Haube, verursacht durch die nach oben gebogenen Auspuffrohre.

Bild_2025-01-30_130249440.png

Zwischen Juli und August 1974 wurde der Frontflügel deutlich modifiziert und wies dann eine eher stumpfe Form auf. Vermutlich wollte man den Abtrieb auf der Vorderachse reduzieren, da durch den schweren V8 ohnehin ausreichend Gewicht auf der Vorderachse vorhanden war. Eine komplett geschlossene Variante war beim Saisonfinale Hockenheim am 30.11.1974 zu sehen. Hier kann es sich jedoch um eine provisorische Reparatur gehandelt haben (siehe auch hier).  Ab dem Jim Clark-Rennen am 13.4.75 waren die Scheinwerfer entfernt und verschlossen. Weitere Modifikationen sind derzeit nicht bekannt. 

Bild_2023-11-04_105747553.png
Der ursprüngliche Frontflügel
Bild_2023-11-04_105513393.png
Neue Form - ab Kassel Calden 18.8.1974
Steinmetz hoert auf

Noch bevor der Jumbo in der Serie antreten konnte, für die er eigentlich gebaut wurde, ging die Steinmetz Autosport GmbH , sicher nicht zuletzt aufgrund der Energiekrise, Anfang September 1974 in die Insolvenz. 

Opel hatte sich bereits zuvor aus dem Projekt zurückgezogen und die Zusammenarbeit mit Steinmetz beendet. Das V8-Projekt galt aus Sicht der Konzernleitung als nicht länger erfolgversprechend. Steinmetz selbst hielt bis zum Schluss daran fest. Der Wagen wurde nach der Steinmetz-Insolvenz von Peter Hoffmann, der auch bereits vorher von Steinmetz als Fahrer eingesetzt wurde, übernommen und weiter in der Interserie eingesetzt. Die anfällige Hinterachse tauschte er gegen eine Camaro-Achse aus. Doch auch unter seiner Regie kam es nur zu wenigen Renneinsätzen in der Interserie. Bereits nach vier Starts wechselte Hoffmann auf ein neues Fahrzeug – einen McLaren M8F.  

001_001cb_Ostkurve_Hockenheimring.jpg
001_001g.jpg
001_001k.jpg
001_001l.png

Folgende Veranstaltungen mit Jumbo-Teilnahme sind bekannt :

Bild_2023-10-31_074026650.png

01.06.1973 - #1 - 36-Stunden-Rennen Nürburgring - Steinmetz Automobiltechnik - Ausgefallen

Bild_2023-10-31_074351161.png

01.07.1973 - #16 - DRM Mainz-Finthen Div.1 - Steinmetz Autosport GmbH - Ausgefallen

Bild_2023-10-31_074804179.png

03.11.1973 - #10 Akademisches Hockenheimring AMS - Steinmetz Autosport GmbH

Bild_2023-10-31_074959593.png

??.??.1974 - #65 Testtag in Hockenheim. Gefahren von Klaus Steinmetz

Bild_2023-10-31_075213242.png

02.06.1974 - #2 Int. AvD/HMSC Flugplatzrennen Mainz-Finthen - Steinmetz Autosport GmbH -Ausgefallen

Bild_2023-10-31_075318009.png

17.06.1974 - #101 Int. ADAC-300-km-Rennen um den Goodyear Pokal Nürburgring - Steinmetz Autosport GmbH - Platz 27

Bild_2023-10-31_075414408.png

14.07.1974 - #93 Bergrennen Reisdorf (Artur Blank) - Steinmetz Autosport GmbH

Bild_2023-10-31_075458056.png

21.07.1974 - #26 Int. 4. ADAC Rundstrecken Rennen Hockenheim, Preis der Stadt Karlsruhe - Steinmetz Autosport GmbH - ausgefallen

Bild_2023-10-31_075547312.png

18.08.1974 - #9 Flugplatzrennen Kassel-Calden - Steinmetz Autosport GmbH - Platz 10

Bild_2023-10-31_075458056.png

24.08.1974 - #46 AvD Preis der Nationen – Steinmetz Autosport GmbH – Beworben (verm. nicht angetreten)

Bild_2023-10-31_075458056.png

08.09.1974 - #5 Internationaler Redlefsen-Super-Sprint - Steinmetz/Hoffmann – Beworben (verm. nicht angetreten)

Bild_2023-10-31_075747140.png

30.11.1974 - #15 Int. Saison Finale Hockenheim - Peter Hoffmann Racing

Bild_2023-10-31_075843750.png

13.04.1975 - #16 - Jim Clark-Rennen, AvD Deutschland-Trophäe Hockenheim - Reter Hoffmann Racing - Ausgefallen

Bild_2023-10-31_075925049.png

15.06.1975 - #19 - Int. AvD/HMSC Flugplatzrennen Mainz-Finthen - Peter Hoffmann Racing - Ausgefallen

Bild_2023-10-31_080104037.png

Die Startnummer126 konnte bislang nicht zugeordnet werden.

Die markante schwarze Haube dürfte die Folge eines Zwischenfalls in Kassel-Calden sein.
Auf einem Foto von dieser Veranstaltung ist der Wagen ohne Haube zu sehen (siehe auch hier). 
Vermutlich ist die ursprüngliche Haube bei diesem Rennen abhanden gekommen.

Bei dieser Gelegenheit versuchte man wohl, die enorme Hitze, abgestrahlt durch die nach oben gebogenen Auspuffrohre, durch Öffnungen in der Haube seitlich abzuführen.
Ebenso könnte der Heckflügel in Kassel-Calden beschädigt worden sein, denn auf den nächsten bekannten Fotos ist das Mittelteil des Flügels ebenfalls schwarz. 
Denkbar wäre auch, dass Peter Hoffmann das veränderte Gesamtbild (durch die schwarze Haube) am Heck angleichen wollte. 
 

Bild_2023-10-31_081347896.png
Letzte bekannte Ausbaustufe des Jumbo (Hockenheim 1975)
Bild_2023-10-31_081431747.png
Die Heckansicht hat sich bis zum Schluss kaum verändert

Der Jumbo hatte 1975 keine weiteren Auftritte mehr, und die Super Stock-Klasse wurde aus der Interserie gestrichen. Danach verschwand er von der Rennstrecke und wurde angeblich von Peter Hoffmann verkauft. Peter Hoffmann war allerdings noch lange nach dem Verschwinden des Wagens im Besitz des Fahrzeugbriefes sowie des ONS- Wagenpass. 

Nach dem Verkauf  soll er im Showroom des Opel-Händlers Georg von Opel (Opel-Rondell) in Frankfurt ausgestellt worden sein. Peter Hoffmann wird in einem Interview zitiert mit "...als man dieses abgerissen hat, verlor sich die Spur des Jumbo gänzlich."  Der Abriss fand 1997 statt. 
Es scheint gesichert zu sein, dass der Wagen in ein Opel-Autohaus Autohaus – vermutlich Gräf –  gelangt ist. Dort soll der Wagen schließlich ausgeschlachtet worden sein. Einzelne Bauteile wie der originale Heckflügel und eine hintere Felge überlebten – sie tauchten Anfang der 1990er-Jahre auf.

Ein Gerücht über den weiteren Verbleib hält sich hartnäckig.  Demnach soll der Jumbo an 4 Motorsportbegeisterte  verkauft worden sein und von diesen in einer Art Schrebergarten oder einem Hinterhof abgestellt worden sein. Nach Beschwerden der Nachbarn soll er schließlich ausgeschlachtet und verschrottet worden sein. Es gibt für diese Geschichte jedoch keinerlei Belege.

4064139-front_800x.webp
Das OPEL Rondell in Frankfurt 
Hier soll der Jumbo vor seinem Verschwinden im Schaufenster gestanden haben. 

 
Bild_2023-10-31_081813046.png
Trauriger Rest : Der Heckflügel des Jumbo (Foto:Marco Wolf)

Rauno Aaltonen sagte mal: „Klaus Steinmetz was a very forward-thinking man.“ Sein Steinmetz „Jumbo“ war kein gewöhnliches Rennauto. Er war Ausdruck eines kompromisslosen Anspruchs, ein Fahrzeug, das Grenzen verschob – technisch wie konzeptionell. Er entstand aus Leidenschaft, Mut und dem unbedingten Willen zur Innovation. Dass seine Geschichte nicht mit einem Sieg, sondern mit einem Verschwinden endet, macht sie nicht weniger bedeutend. Im Gegenteil. Vielleicht war es genau das, was ihn zur Legende gemacht hat.

Der Jumbo im Modell

Neben den realen Vorbildern #101 (Int. ADAC 300km Rennen) und #10 (Akademisches Hockenheimring) von NEO existieren noch 2 weitere Designs "Tabac" und "Pan Am" hierbei handelt es sich jedoch um reine Fantasieprodukte. Der Jumbo wurde nur ein einziges Mal  gebaut und die Lackierung blieb bis zu seinem Verschwinden gleich.  

Bild_2023-11-07_145551159.png
Bild_2023-11-07_145843150.png
Bild_2023-11-07_144731101.png
Bild_2023-11-07_145128430.png

©2023  Erstellt mit Wix.com

​

bottom of page